Insektensterben: Warum verschwinden die Insekten?

Glyphosat

Die Debatte um das umstrittene Pestizid Glyphosat hat eine neue Wendung genommen: Trotz anhaltender Bedenken hinsichtlich möglicher krebserregender Wirkungen und Umweltauswirkungen hat die Europäische Union (EU) beschlossen, die Zulassung des Unkrautvernichters um weitere zehn Jahre zu verlängern. Die EU-Kommission gab bekannt, dass, obwohl Glyphosat weiterhin genutzt werden darf, strengere Auflagen und Beschränkungen eingeführt werden sollen. Diese aktuelle Diskussion nutzen wir, um nochmal auf die Wirkung und Bedeutung von Insektiziden auf die Natur und unser Ökosystem hinzuweisen.


Die schleichende Gefahr: Neonikotinoide und ihr verheerender Einfluss auf Bienen

Neonikotinoide haben einen schädigenden Einfluss auf das Orientierungsvermögen der Bienen und Insekten. Eine Meta-Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) hat dazu über 200 Studien zusammengefasst die eindeutig zeigen, dass diese Pestizide auch Regenwürmer, Fledermäuse, Vögel und weitere Organismen bedrohen, ohne sofort zum Tode zu führen. So können Pestizide das Immunsystem schädigen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Neue Untersuchungen beschäftigen sich z.B. mit dem Einfluss von Pestiziden auf Bienenköniginnen Eine Studie aus dem Jahr 2015 belegt, dass auch sie den schädlichen Auswirkungen von Neonikotinoiden ausgesetzt sind, was zu einer Beeinträchtigung der Fortpflanzungsleistung führt. Die Gesundheit der Bienenköniginnen ist jedoch essenziell für die Gesundheit und die Stabilität eines Bienenvolkes.

Tote Bienen

Darum ist der Verlust von Orientierung und Kommunikation für Bienen tödlich

Die Überlebensfähigkeit von einzelnen Bienen und sogar des gesamten Bienenvolkes hängt maßgeblich von ihrer Orientierungsfähigkeit und Kommunikation ab. Durch einen speziellen Tanz geben die Bienen ihren Artgenossen Hinweise auf lukrative Quellen für Nektar, Honigtau oder Pollen. Wenn jedoch ihr Navigationsgedächtnis beeinträchtigt ist, verlieren sie die Fähigkeit, sich die Standorte wichtiger Nahrungsquellen zu merken und diese Informationen an die Arbeiterinnen im Bienenstock weiterzugeben. Dies führt nicht nur dazu, dass manche Bienen den Weg zurück zu ihrem Volk nicht mehr finden, sondern kann sogar im schlimmsten Fall zum Untergang ganzer Bienenvölker führen.

Warum sind dann einige Neonikotinoide noch zugelassen?

Ein Grund warum einige Neonikitinoide noch zugelassen sind, liegt an der Methode der Zulassungsverfahren. In diesen Verfahren wird bewertet, wie viele Bienen innerhalb einer Zeitspanne verenden, nachdem sie mit einem Neonikotinoid in Berührung gekommen sind. Überschreitet diese Zahl einen gewissen Grenzwert nicht, so darf das Mittel zugelassen werden. Häufig werden sogenannte subletale Effekte nicht berücksichtigt, also Wirkungen, die nicht unmittelbar tödlich sind. Dazu gehört zum Beispiel der Verlust der Orientierungsfähigkeit, wenn Bienen nicht mehr zurück in den Bienenstock finden und damit außerhalb des Bienenstocks verenden. So kommt es, das die Zulassungsbehörde, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), hat das Neonikotinoid Thiacloprid sogar als “bienenungefährlich” eingestuft.

Woran mangelt es im Insektenschutzprogramm der Bundesregierung?

Glyphosat

Das aktuelle Programm setzt zweifellos an der richtigen Stelle an. Dennoch bedarf es dringend konkreter, messbarer Ziele sowie detaillierter Maßnahmen und effektiver Instrumente, um den Schutz der Insekten wirksam zu gestalten. Eine essenzielle Voraussetzung für nachhaltige Veränderungen ist ein grundlegender Systemwechsel in der Landwirtschaft. Hierbei ist eine deutliche Reduktion der eingesetzten Pestizidmengen unabdingbar. Insbesondere hochgefährliche Pestizide wie Glyphosat und solche aus der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide müssen umgehend vom Markt genommen werden, da ohne ein Verbot dieser besonders riskanten Chemikalien das Insektensterben nicht aufgehalten werden kann.

Auf europäischer Ebene ist eine Neuausrichtung der Agrarpolitik unumgänglich. Die Finanzierung des europäischen Naturschutzes und die geplante Veränderung der europäischen Agrarpolitik im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bieten unmittelbare Hebel, um den Schutz der Bestäuber nachhaltig zu verbessern. Es ist erforderlich, diese Werkzeuge strategisch einzusetzen, um einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der Insektenvielfalt und zum Schutz unserer Ökosysteme zu leisten.

Was muss jetzt passieren?

Als Imkerinnen und Imker, denen uns das Wohlergehen der Insekten insgesamt am Herzen liegt, schließen wir uns den Forderungen des BUND an:

Bestäuber besser vor Pestiziden schützen: Neonikotinoide verbieten, Glyphosat nicht wieder zulassen, keine Pestizide auf kommunalen Flächen, Auslistung von bienengefährdenden Pestiziden in Baumärkten und Gartencentern.

Vorhandene Lebensräume erhalten und wiederherstellen, neue Lebensräume schaffen

Landwirtschaft umgestalten: Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) nutzen, um die bäuerliche und ökologische Landwirtschaft voranzubringen.

Zulassungsverfahren für Pestizide reformieren: Auswirkungen auf (Wild-)Bienen einbeziehen, industrieunabhängig prüfen, Transparenz erhöhen.

Weiterbildung und Forschung intensivieren: Alternativen prüfen, Bienenschutz stärken.

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