Die angekündigte Kürzung der Agrardieselbeihilfe und der Wegfall der KFZ-Steuerbefreiung treibt die Landwirte auf die Straßen. Aber auch für die Berufsimker haben die geplante Änderungen gravierende Auswirkungen. Eines jedoch gleich vorweg: Die jetzige miserable Situation für Bauern, Imker und Insekten ist nicht nur in den letzten zwei Jahren entstanden. Sie ist das Resultat von jahrzehntelanger fehlgeleiteter Agrarpolitik. Doch was ist passiert?
Die Kehrseite der Verbote und Auflagen
Die Bauern und Berufsimker stehen vor einem enormen Druck durch eine überbordende Regulierungspolitik. Vorschriften, Verbote, Gebote und Restriktionen reichen von der Düngung bis zur Grünlandnutzung. Selbst der Fruchtwechsel unterliegt seit letztem Jahr strengen Vorgaben, und ab 2024 sollen 4 Prozent der Ackerflächen zwangsweise stillgelegt und in Grünland umgewandelt werden – alles im Namen des Klimaschutzes. Das ist auch richtig, doch können wir diese Aufgabe als Gesellschaft nicht alleine den Landwirten und Imkern überlassen. Diese Dauergängelung macht eine freie und vernünftige Planung betrieblicher Abläufe nahezu unmöglich und zwingt viele Betriebe auf Subventionen angewiesen zu sein. Der kurzfristige Wegfall dieser Subventionen könnte das Ende für viele bedeuten. Und diese Maßnahmen treffen auf eine durch Niedrigpreise und internationalen Wettbewerb ohnehin schon überstrapazierte Marktlage.
Was haben Imker mit den Subventionen der Landwirtschaft zu tun?
Subventionen offenbaren, dass ein Betrieb es alleine nicht schafft. Die Landwirtschaft, aber auch die Erwerbsimkerei, greifen auf diese finanzielle Unterstützung zurück, um in einem schwierigen Marktumfeld nicht unterzugehen. So profitieren Erwerbsimker z.B. von den Vergünstigungen bei Agrardiesel und KFZ-Steuer. Darüber hinaus erhalten Imker – anders als die Bauern – so gut wie keine weitere Unterstützung. Dabei zählt die Imkerei doch zur Landwirtschaft und ist auch ähnlichen Herausforderungen ausgesetzt. Die aktuelle Situation offenbart, dass auch Erwerbsimker im internationalen Wettbewerb nicht mehr überlebensfähig sind.
Die unbezahlte Leistung der Imker
Erwerbsimker stehen nicht nur vor wirtschaftlichen Herausforderungen, sondern erbringen zusätzlich kostenfrei eine entscheidende Leistung: die Bestäubung. Diese Arbeit trägt dazu bei, qualitativ hochwertige Ernten zu sichern. Trotz dieser wichtigen Rolle stehen auch die Erwerbsimker vor existenziellen Schwierigkeiten, und die ersten Imkereien mussten bereits aufgegeben.
Der Niedergang der Honigproduktion in Deutschland
Mit Platz 6 war Deutschland einst weltweit führend in der Honigproduktion, doch seit den 1970er Jahren ging es stetig bergab. Aktuell steht Deutschland nicht mal mehr in den Top 20. Herausforderungen wie steigende Produktionskosten, Importe aus Übersee durch Freihandelsabkommen und hohe Handelszölle setzen den Erwerbsimkern weiter zu. Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) rechnet in den nächsten 2 bis 3 Jahren mit einem dramatischen Rückgang von bis zu 50% der Erwerbsimkereien. Und nicht zu vergessen: Dies sind Problematiken, die zu den Bedrohungen der Bienen an sich noch zusätzlich hinzukommen.
Politik am Zug: Planbare Marktbedingungen schaffen
Die Herausforderungen auf dem Markt nehmen stetig zu, bedingt durch verschiedene Faktoren wie die kontinuierlich steigenden Produktionskosten von Benzin, Heizung, Strom, Löhnen und sogar Zucker. Allein im letzten Jahr hat sich der Preis für unser Bienenwinterfutter verdoppelt. Besonders problematisch sind jedoch die weit geöffneten Tore für Honigimporte aus Übersee nach Europa. Durch Freihandelsabkommen entfällt der 17 % Zoll auf Importhonige, insbesondere aus Asien, was zu einer Überflutung des europäischen Marktes mit kostengünstigem Honig führt. Im Gegensatz dazu schützen die USA ihre Grenzen durch einen Importstopp und hohe Handelszölle – zusätzlich zu den bereits bestehenden 50.000 Tonnen Honig pro Jahr, die nun verstärkt in Europa eintreffen. Diese Entwicklung führt zu einem massiven Umsatzrückgang von bis zu 40 % im Jahr 2023. Deutscher Qualitätshonig kann preislich nicht mehr mit dieser Konkurrenz mithalten.
Was wir als Imkerinnen und Imker fordern müssen
Wir brauchen eine Veränderung im politischen und gesellschaftlichen Umgang mit der Imkerei. Und dies soll nicht durch langfristige Subventionierungen geschehen. Nötige Maßnahmen sind z.B. Steuersenkungen in verschiedenen Sektoren. Wir müssen endlich Zölle auf unnötige Importe aus weit entfernten Ländern, gerade für Produkte, die wir selbst erzeugen können. Und es benötigt dringend eine Vergütung der bisher unbezahlten Arbeit, der Bestäubung. Außerdem müssen wir für unsere Sichtbarkeit in der politischen Welt kämpfen. Die aktuellen Berichterstattungen zeigen, dass die Imkerei in der öffentlichen politischen Wahrnehmung KEINE Rolle spielt. Das müssen wir gemeinsam ändern.