Wesensgemäße Bienenhaltung orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks. Sie geht von der Erkenntnis aus, dass das Bienenvolk einschließlich seiner Waben ein Organismus ist und respektiert den Bien in der Tradition Rudolf Steiner und Ferdinand Gerstungs als ein Ganzes. Das drückt sich insbesondere in der Wahrung der Integrität des Brutnestes, Naturwabenbau und Vermehrung über den Schwarmtrieb aus.
Wesensgemäße Bienenhaltung – den Bien als Ganzes sehen und seinen natürlichen Anlagen gemäß halten.
Dr. Johannes Wirz
Naturwabenbau
Die Waben haben viele wichtige Funktionen im Bienenvolk. In den Zellen der Waben wird die Brut herangezogen, sie garantieren somit den Fortbestand des Volkes. Sie dienen zudem als Speicher für Honig- und Pollenvorräte, und auf ihnen sind Tanzböden markiert, auf denen die Kommunikation der Bienen durch Schwänzel-, Sichel- und Rundtänze stattfindet. Der Wabenbau wurde über viele Millionen Jahre perfektioniert. Für die Volksgesundheit sind Wachsschwitzen und Wabenbauen wichtige hygienische Maßnahmen. Dabei sind positive Effekte bei Faul- und Sauerbrut nachgewiesen. Für den Bau von Waben verbraucht ein Volk mehr Honig. Dieser ökonomische Nachteil tritt bei der wesensgemäßen Bienenhaltung wegen der Orientierung auf das, was dem Wesen entspricht und auf langfristige Gesundheit in den Hintergrund.
Schwarmtrieb
Vermehrung und Arterhaltung sind für jede Tierart von zentraler Bedeutung. Bienen in Schwarmstimmung sind ein Ausdruck von Vitalität. Beim Schwärmen verlässt die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterinnen den Bienenstock. Sowohl im alten wie im neu entstehenden Bienenvolk kommt es infolge des Schwärmens zu einer Brutunterbrechung. Der Schwarm muss erst ein neues Zuhause suchen und für ein neues Brutnest Waben bauen. Im zurückgebliebenen Volk schlüpft zunächst eine neue Königin; erst nach dem Hochzeitsflug beginnt sie Eier zu legen. Durch die mit dem Schwarmakt verbundene Brutunterbrechung werden bakterielle Erkrankungen wie Faulbrut und Sauerbrut reduziert, und auch die Belastung mit der Varroamilbe wird vermindert.
Königinnenzucht
Bei einer Vermehrung der Bienenvölker über den natürlichen Schwarmtrieb wird die künstliche Königinnenzucht überflüssig. Zudem gibt es aus wesengemäßer Sicht keine Alternative zur ortsfesten Bienenhaltung mit Standbegattung.
Viele Imker und auch Bienenwissenschaftler sind der Auffassung, dass ohne künstliche Zucht die Qualität der Königinnen schlechter werden muss, weil bestimmte Eigenschaften wie Schwarmträgheit, Honigleistung, Sanftmut etc. verloren gehen. Fälschlicherweise wird unterstellt, dass mütterlicherseits keine Auswahl erfolgt, sondern lediglich zufällig die Völker vermehrt werden, welche als erste schwärmen. Das braucht aber nicht der Fall zu sein. Die üblichen Gesichtspunkte für eine züchterische Selektion auf der väterlichen Seite werden durch neuere Forschungen in Frage gestellt. Je größer die genetische Vielfalt der Drohnen, umso größer ist die Vitalität der Völker – eine Strategie, die sich in der Evolution bewährt hat. So zeigen aktuelle Studien, dass sich die Einflüsse der Mehrfachbegattung unter anderem positiv auf die Volksstärke beim Einwintern auswirken; die Brutnester sind größer, die Bienen fliegen weiter entfernte Nektarquellen an, im Bienenstock ist die Resistenz gegen Infektionskrankheiten höher, und die Abwehr von eingeführten Faulbrutsporen ist besser.
Haltung
Wesensgemäße Bienenhaltung ist nicht nur eine Frage der Betriebsweise, sondern auch der ethischen Haltung des Imkers, was die Wahrnehmung des Bienenvolks als Organismus betrifft. Das Wesen Bien soll geachtet und respektvoll behandelt werden. Wesensgemäße Bienenhaltung bedeutet, sich auf eine Beziehung einzulassen, die beide – Mensch und Bienenvolk – verändert. Dafür braucht es Aufmerksamkeit, Hingabe und Offenheit.
Was ist wesensgemäße Bienenhaltung?
Wesensgemäße Bienenhaltung orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks. Sie geht von der Erkenntnis aus, dass das Bienenvolk einschließlich seiner Waben ein Organismus ist und respektiert den Bien in der Tradition Rudolf Steiner und Ferdinand Gerstungs als ein Ganzes. Das drückt sich insbesondere in der Wahrung der Integrität des Brutnestes, Naturwabenbau und Vermehrung über den Schwarmtrieb aus.
Naturwabenbau
Die Waben haben viele wichtige Funktionen im Bienenvolk. In den Zellen der Waben wird die Brut herangezogen, sie garantieren somit den Fortbestand des Volkes. Sie dienen zudem als Speicher für Honig- und Pollenvorräte, und auf ihnen sind Tanzböden markiert, auf denen die Kommunikation der Bienen durch Schwänzel-, Sichel- und Rundtänze stattfindet. Der Wabenbau wurde über viele Millionen Jahre perfektioniert. Für die Volksgesundheit sind Wachsschwitzen und Wabenbauen wichtige hygienische Maßnahmen. Dabei sind positive Effekte bei Faul- und Sauerbrut nachgewiesen. Für den Bau von Waben verbraucht ein Volk mehr Honig. Dieser ökonomische Nachteil tritt bei der wesensgemäßen Bienenhaltung wegen der Orientierung auf das, was dem Wesen entspricht und auf langfristige Gesundheit in den Hintergrund.
Wesensgemäße Bienenhaltung – den Bien als Ganzes sehen und seinen natürlichen Anlagen gemäß halten.
Schwarmtrieb
Vermehrung und Arterhaltung sind für jede Tierart von zentraler Bedeutung. Bienen in Schwarmstimmung sind ein Ausdruck von Vitalität. Beim Schwärmen verlässt die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterinnen den Bienenstock. Sowohl im alten wie im neu entstehenden Bienenvolk kommt es infolge des Schwärmens zu einer Brutunterbrechung. Der Schwarm muss erst ein neues Zuhause suchen und für ein neues Brutnest Waben bauen. Im zurückgebliebenen Volk schlüpft zunächst eine neue Königin; erst nach dem Hochzeitsflug beginnt sie Eier zu legen. Durch die mit dem Schwarmakt verbundene Brutunterbrechung werden bakterielle Erkrankungen wie Faulbrut und Sauerbrut reduziert, und auch die Belastung mit der Varroamilbe wird vermindert.
Königinnenzucht
Bei einer Vermehrung der Bienenvölker über den natürlichen Schwarmtrieb wird die künstliche Königinnenzucht überflüssig. Zudem gibt es aus wesengemäßer Sicht keine Alternative zur ortsfesten Bienenhaltung mit Standbegattung.
Viele Imker und auch Bienenwissenschaftler sind der Auffassung, dass ohne künstliche Zucht die Qualität der Königinnen schlechter werden muss, weil bestimmte Eigenschaften wie Schwarmträgheit, Honigleistung, Sanftmut etc. verloren gehen. Fälschlicherweise wird unterstellt, dass mütterlicherseits keine Auswahl erfolgt, sondern lediglich zufällig die Völker vermehrt werden, welche als erste schwärmen. Das braucht aber nicht der Fall zu sein. Die üblichen Gesichtspunkte für eine züchterische Selektion auf der väterlichen Seite werden durch neuere Forschungen in Frage gestellt. Je größer die genetische Vielfalt der Drohnen, umso größer ist die Vitalität der Völker – eine Strategie, die sich in der Evolution bewährt hat. So zeigen aktuelle Studien, dass sich die Einflüsse der Mehrfachbegattung unter anderem positiv auf die Volksstärke beim Einwintern auswirken; die Brutnester sind größer, die Bienen fliegen weiter entfernte Nektarquellen an, im Bienenstock ist die Resistenz gegen Infektionskrankheiten höher, und die Abwehr von eingeführten Faulbrutsporen ist besser.
Haltung
Wesensgemäße Bienenhaltung ist nicht nur eine Frage der Betriebsweise, sondern auch der ethischen Haltung des Imkers, was die Wahrnehmung des Bienenvolks als Organismus betrifft. Das Wesen Bien soll geachtet und respektvoll behandelt werden. Wesensgemäße Bienenhaltung bedeutet, sich auf eine Beziehung einzulassen, die beide – Mensch und Bienenvolk – verändert. Dafür braucht es Aufmerksamkeit, Hingabe und Offenheit.
Varroabehandlung
Die Behandlung zum Schutz vor der Varroamilbe ist für uns ein wichtiger Bestandteil des Umgangs mit unseren Bienen. Zwar bewundern wir Imker wie David Heaf, Fridolin Hess und Albert Muller, die eine Bienenhaltung ohne Varroabehandlung zustande bringen, jedoch müssen wir dringend davon abraten, es ihnen unbedacht gleichzutun, wenn nicht umfangreiche Erfahrung in einer sicheren Varroadiagnose im eigenen Beutensystem vorliegen.
Die sichere Varroadiagnose ermöglicht eine bedarfsorientierte Behandlung, die gegenüber einer rezepthaften Durchbehandlung aller Völker in vielen Völkern eine deutliche Reduzierung von Behandlungsmitteln und Behandlungsintervallen ermöglicht. Denn wer ohne sichere Diagnose nicht behandelt, setzt das Leben seiner Völker aufs Spiel. Dies widerspricht nicht nur der Verantwortung der Imker für seine Schützlinge, sondern ist auch aus tierethischer Sicht problematisch. Wir haben dem Thema in der Biene Mensch Natur 38 einen ausführlichen Beitrag gewidmet. Unter Varroabehandlung verstehen wir auch biotechnische Maßnahmen, die eine deutliche Reduzierung der Varroamilben von Bienenvölkern beinhalten.
Entstehung der wesensgemäßen Bienenhaltung
Die Ursprünge der wesensgemäßen Bienenhaltung lassen sich zurückführen auf Rudolf Steiner und Ferdinand Gerstung.
Anders als die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die von Rudolf Steiner mit einem Kurs für Landwirte in Koberwitz (1924) begründet wurde, gibt es keinen vergleichbaren Zeitpunkt für die Entstehung der wesensgemäßen Bienenhaltung. Seine Bienenvorträge von 1923 sind nur an wenigen stellen fachlichen Details gewidmet. Sie sind reich an intimen Einblicken in das Wesen der Bienen und in die Kultur der Bienenhaltung, deren Stellenwert sich jedoch erst durch profunde Kenntnisse der Anthroposophie erschließen und für die imkerliche Praxis nutzbar wird.
Erst in den 1980er Jahren mit der Ausbreitung der Varroamilbe und dem ersten Bienensterben in Deutschland stellten einige Imker ihre imkerliche Praxis grundlegend in Frage und begannen vor dem Hintergrund der Äußerungen Steiners und des Werkes Ferdinand Gerstungs neue Betriebsweisen zu entwickeln. Zunächst weitgehend im Stillen und gänzlich gegen den Strom der Zeit wurden damit die Grundlagen der wesensgemäßen Bienenhaltung gelegt, in dessen Zuge auch der Verein Mellifera e. V. mit der dazugehörigen Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle gegründet wurde.
Warum ist wesensgemäße Bienenhaltung wichtig?
Die Honigbiene ist eine tragende Säule unseres Ökosystems. Allerdings sind die Bienen stark gefährdet. Die Gesundheit der Bienenvölker hängt zu einem beträchtlichen Teil von der imkerlichen Praxis ab – der Art, wie die Bienen gehalten werden. Neueste Erkenntnisse der Bienenforschung bestätigen, dass die Völkervermehrung über den Schwarmtrieb, die Errichtung des Wabenwerks im Naturbau und die Standbegattung (keine künstliche Königinnenzucht) die Gesundheit und das Wohl der Bienen nachhaltig verbessern. Bei der wesensgemäßen Bienenhaltung geht es daher nicht um die Erzielung eines maximalen Honigertrags, sondern darum, im Einklang mit den Bedürfnissen der Bienen zu imkern und die Bienen so zu halten, dass ihre Lebensbedingungen möglichst weitgehend denen in freier Natur entsprechen. Die wesensgemäße Bienenhaltung leistet dadurch einen aktiven Beitrag zum Naturschutz. Gleichzeitig geht es darum, sich auf eine Beziehung zu den Bienen einzulassen, die beide – Mensch und Bienenvolk – verändert. Dadurch trägt sie dazu bei, ein ganzheitliches Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur zu fördern und wertvolle Perspektiven zu eröffnen: Begeisterung, Achtung, Liebe, Vertrauen und Staunen.